Avatar 2 - Der Weg des Wassers (2022) | Spoiler-Review

Dreizehn Jahre sind seit dem ersten Avatar-Film vergangen und nun ist 'Avatar 2 - Der Weg des Wassers' in den Kinos, um den Zuschauer in ein bisher unerforschtes Gebiet auf Pandora zu entführen - das Meer.

Lange ist es her

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die sechsköpfige Patchwork-Familie von Neu-Na'vi Jake (Sam Worthington) und seiner Frau Neytiri (Zoe Saldana), die Sullys. Eine wirkliche Hauptfigur zu benennen, fällt hierbei sehr schwer. Als Zuschauer kann man zunächst aus Gewohnheit annehmen, dass Jake erneut als Protagonist auftritt, allerdings spricht seine Screentime im Film nicht unbedingt dafür. Vielmehr sind es dessen Kinder, vor allem der jüngere seiner beiden Söhne, Lo'ak (Britain Dalton), durch deren Augen wir die neue Unterwasserwelt hauptsächlich erkunden und mit denen wir die meiste Zeit verbringen.

Die Familie wird zu Beginn des Films in den Wäldern Pandoras von Quaritch (Stephen Lang) bedroht, der auch schon im Vorgänger der Hauptschurke war. Dieses Recycling des Bösewichts wirkt im ersten Moment höchst einfallslos. Wenn man sich allerdings nicht schon so früh von einem großangekündigten potenziellen Film-Hit ärgern lassen möchte, kann man sich wohlgemeint Folgendes denken: Es sind ungewöhnliche dreizehn Jahre seit dem ersten Teil vergangen und die Fortsetzung verspricht eine riesige und spannende neue Unterwasserwelt, die es lang und breit zu erkunden gilt. Vielleicht fühlen wir uns in neuen, fremden Gewässern ja sicherer, wenn wir altbekannte Gesichter um uns haben und können uns so besser orientieren...

Nachdem der Angriff zunächst abgewendet werden kann, verlässt Jake mit seiner Familie ihr zu Hause und sucht Zuflucht bei einem Meeresvolk. Der Plot von 'Avatar 2' ist genau betrachtet ein einziger persönlicher Racheakt von Quaritch, der Vergeltung für die vorherige Niederlage sucht. Also entscheidet sich Jake dafür, sein zu Hause zu beschützen, indem er und seine Familie fortgehen und woanders Zuflucht suchen. Zu glauben, unter den Meeres-Na'vi niemals durch die Menschen gefunden zu werden, scheint hier ein etwas zu naiver Gedanke für Jake. Außerdem wird nicht einmal der Gedanke angedeutet, dass man dadurch die neu eingeführten Na'vi in Gefahr bringt. Auch wenn die hier angedeutete Flüchtlingsthematik doch sehr sympathisch wirkt und man den Anführer der Meeres-Na'vi, Tonowari, für die Selbstverständlichkeit, mit der er den Fremden Asyl bietet, gleich ins Herz schließt, scheint das alles doch sehr konstruiert. Man brauchte schlicht einen Grund, um ans Meer zu gehen.

Abtauchen

Was nun folgt, sind eine ganze Reihe an Sequenzen, in denen Familie Sully die Unterwasserwelt kennenlernen darf. Und hier muss ganz klar gesagt werden: 'Avatar 2' hält, was es verspricht. Alles was im Wasser und um das Wasser herum geschieht, wirkt authentisch und ist wunderschön anzusehen. Und damit... Weiter in der Geschichte.Nachdem wir mit ansehen konnten, wie die Familie nach anfänglichen Schwierigkeiten nach und nach den Dreh raus hatte in Sachen Meerestiere reiten und unter Wasser den Atem anhalten, und die Freundschaft zwischen Lo'ak und dem ausgestoßenen Tulkun (gerne auch: Wal), Payakan, aufgebaut wurde, geraten wir auch schon so langsam (wirklich langsam) in die große Schlacht des Films.

Quaritch und seine Leute verbünden sich mit Tulkun-Fängern und gehen in einer längeren, sowohl beeindruckenden als auch beunruhigenden Sequenz auf die Jagd, auf der sie "die Mutter" der Tulkune töten. Das Ziel ist es, dadurch die Na'vi herauszulocken, um Jake umbringen zu können. Als Lo'ak und die anderen Kinder Payakan vor den Menschen warnen wollen, werden sie von jenen gefangen genommen und auf dem Deck deren Schiffs angekettet. Was danach passiert, könnte man so ziemlich als eigenartigsten Moment bezeichnen, in dem ein Autor seine Kreativität verlieren kann: Die Kinder kommen mit Jakes Hilfe frei und die Gruppe versucht zu fliehen. Bis Jake auffällt, dass seine Töchter nicht dabei sind. Denn diese wurden erneut gefangen genommen und am selben Ort angekettet wie zuvor...

Der Kampf endet damit, dass Jakes ältester Sohn, Neteyam (Jamie Flatters), stirbt, bevor Jake schließlich Quaritch (eigentlich ja Quaritch 2.0) bezwingen und ihn dem Tod überlassen kann. Doch dieser wird, ganz nach dem Motto "aller guten Dinge sind drei", durch seinen Sohn, Tarzan, gerettet, der ihm danach noch die Zähne zeigt und wieder verschwindet.

Gerne wieder, lieber anders

James Cameron hält mit 'Avatar 2 - Der Weg des Wassers' sein Versprechen einer atemberaubenden Unterwasserwelt und schafft viele Momente, in denen man zu gerne in die Leinwand eintauchen würde. Wie schon im ersten Teil überzeugt die Naturverbundenheit des Films sehr. Besonders die Zeit, die der Film investiert, um die Grausamkeit des Walfangs darzustellen, ist aller Ehren wert.

Nachdem 'Avatar - Aufbruch nach Pandora' damals in technischen Aspekten seiner Zeit weit voraus wirkte und so begeisterte, kommt der zweite Teil in einer deutlich fortgeschrittenen Zeit in die Kinos. Wenn man sich ansieht, wie sich die Na'vi bewegen, wie die Flugtiere ihre Flügel schlagen oder Menschen von den Na'vi durch die Lüfte geschleudert werden, muss man festhalten, dass der Film in Sachen Motion schon mal wie ein Videospiel wirkt. Zugegebenermaßen wie ein Spiel der Next-Gen-Konsolen, aber nichtsdestotrotz sollte man nicht das Gefühl haben, einen Zusammenschnitt der Filmsequenzen eines Playstation-Spiels anzusehen.

Die Story lässt jegliche Innovation vermissen und wirkt eigentlich nur wie ein Schlussteil, den man im ersten Film nicht verwendet hat, weil er den zeitlichen Rahmen gesprengt hätte. Das tut er allerdings nun in der Fortsetzung. So schön die Bilder und die erschaffene Welt an sich auch sind, muss man sich die Frage stellen, ob technische Aspekte alleine einen Film von drei Stunden tragen können.

Insgesamt ist 'Avatar 2 - Der Weg des Wassers' ein schönes Kinoerlebnis und ein doch zumindest liebenswertes Familien-Abenteuer. Im Angesicht bereits geplanter Fortsetzungen ist es aber wünschenswert, dass sich die Serie auch erzählerisch weiterentwickelt und es schafft, den Zuschauer zu überraschen.

Ich, für meinen Teil, hätte wenig Lust auf ein 'Avatar 3 - Liebling, sie haben schon wieder die Kinder', bin aber weiterhin offen für eine Fortsetzung und gespannt auf das, was uns im nächsten Teil erwartet.

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