Meine Top 10 Filme des Jahres 2023

Grundlage für diese Liste sind Filme, die ihren offiziellen Deutschland-Release in 2023 hatten und die ich noch vor Ablauf des Jahres geschafft habe, zu schauen. 

10. Beau is Afraid


 © Leonine

Der Film mit dem ursprünglichen Arbeitstitel Disappointment Boulevard ist zugegebenermaßen phasenweise anstrengend anzusehen und man kann sich schonmal bei der Frage ertappen: "Musste das jetzt sein?" Was er dann letztendlich ist, ist ein weiteres Werk, welches sich wunderbar in die unverkennbare Filmographie von Regisseur Ari Aster einreiht und uns vor Augen führt, welch nachhaltigen und bestimmenden Einfluss das Verhalten eines Menschen auf das Leben des anderen nehmen kann.

Beau is Afraid ist eine reine, zwei Stunden und neunundfünfzig Minuten anhaltende Anxiety-Attacke.


9. Broker

 © Zip Cinema & CJ ENM CO., Ltd.

Ein Werk mit zwei Gesichtern. Auf der einen Seite haben wir es mit einer gehörigen Portion Kitsch zu tun: Denn hier kommt die Mutter eines kleinen Babys mit zwei Menschenhändlern zusammen und sie verfolgen gemeinsam das Ziel, das Kind für eine beträchtliche Summe zu verkaufen. Wie im Trailer und in obigem Bild unschwer zu erkennen ist, schaffen es diese Charaktere trotz der schwerwiegenden Umstände ihres Aufeinandertreffens, zu einer niedlichen Familie zusammenzuwachsen. Liebe und sowas eben...
Das andere Gesicht dieses Films schafft es mühelos, mir den Zynismus aus dem ersten Absatz auszutreiben. Denn was auf dem ersten Blick nach einem kitschigen Roadtrip-Streifen aussehen kann, entpuppt sich schließlich als ein tolles Statement gegen die Vorverurteilung menschlicher Taten. Alle auftretenden Charaktere sind mit glaubwürdigen Motiven für ihr Handeln und ausreichenden Zweifeln an ihrer Richtigkeit ausgestattet, sodass gefühlt keine Perspektive auf das adressierte Thema ausgelassen wird. 

Broker ist ein kleiner Empathie-Booster, der es dem Zuschauer mit seiner sympathischen und überhaupt nicht aufdringlichen Art schwer macht, ihn nicht ernst zu nehmen.


8. Air

 © Warner Bros. / Amazon Studios

Ben Affleck holt mit Air als Regisseur ganz nach dem Maximalprinzip aus einem Minimum von Inhalt die maximal mögliche Unterhaltung raus: Es geht um eine Marke, einen Schuh und wir haben die gewohnt starke Chemie zwischen Ben Affleck und Matt Damon. Ein Film, bei dem ich im Vorfeld niemals geglaubt hätte, dass er es in diese Liste schafft.


7. John Wick: Chapter 4

 © Leonine

Der erste Teil der Reihe war bereits ein echter Lichtblick für das Blockbuster-Kino und auch die ersten beiden Nachfolger haben beide viel Spaß gemacht. Hast du mal Lust auf etwas weniger Anspruchvolles? John Wick! Bock auf Action? John Wick! Willst dir heute nichts auf gut Glück anschauen und dir eine Enttäuschung ersparen? John Wick! 
Es musste erst der vierte Teil erscheinen, damit mir auffällt, wie sehr ich mich an das konstante Unterhaltungslevel dieser Reihe gewöhnt hatte. Die ersten drei Teile waren inzwischen zu einer einzigen Masse zusammengewachsen und der Spaß war zur Monotonie geworden, so komisch das klingen mag.

John Wick: Chapter 4 durchbricht besagte Monotonie genau zum richtigen Zeitpunkt. Er ist die Adrenalinspritze, die sich Jason Statham in Crank verabreicht und wir sind alle Jason Statham für die Dauer des Films.


6. Spider-Man: Across the Spider-Verse

 © Sony Pictures

Kurz und knapp: Jeder hat seinen Lieblings-Peter-Parker, aber alle lieben diesen einen Miles Morales. Across the Spider-Verse nimmt alle seine Stärken aus A New Universe mit und setzt überall nochmal eins drauf: Größer, wilder, bunter. Die Hürde einer guten Fortsetzung wird hier meisterhaft genommen. Meckern auf hohem Niveau: _______. Das war es.


5. Past Lives

© Studiocanal / Twenty Years Rights LLC

Wer sich Past Lives anschaut, darf nicht den Fehler begehen, ihn für einen Liebesfilm zu halten. Hier wird das unendliche Gefühlsdilemma einer Frau vermittelt, die mit ihren Träumen ebenso tief verwurzelt ist, wie mit ihrer Heimat:
Nora ist gebürtige Koreanerin, die früh mit ihrer Familie auswandert und irgendwann in New York ihr Leben damit verdient, Theaterstücke zu schreiben. Sie heiratet einen einheimischen Schriftsteller und es scheint, als hätte sie genau den richtigen Ort und den richtigen Lebenspartner, um ihren Lebenszielen gerecht zu werden und diese vielleicht eines Tages erreichen zu können.
Doch als Nora wieder eine Verbindung zu ihrer Kindheitsliebe aus der Heimat herstellt, holt sie mit dieser nun realen, greifbaren Nähe zu ihren Wurzeln eine Sehnsucht ein, die sie bis dahin wahrscheinlich ganz gut unter Kontrolle zu haben dachte, so ganz isoliert in der Ferne.

Dieser überwiegend ruhige, dialoggetriebene Film, wirft einen mit seinen Schlussminuten dann doch in ein ziemlich lautes Gefühls- und Gedankenchaos. Vor allem, nehme ich an, wenn man eben jenes Gefühl kennt, fern von seinen Wurzeln zu leben während die Heimat als konstant anziehender, mächtiger Pol den aktuellen Gegebenheiten entgegenwirkt. 


4. Banshees of Inisherin

 © The Walt Disney Company Germany GmbH

"How many fingers have you got to prove you're not fecking mental ?!"

Ein sehr atmosphärischer und im genau richtigen Maß humorgeladener Film, der sich mit Fragen zu zwischenmenschlichen Beziehungen (hier exemplarisch am Beispiel einer Männerfreundschaft) beschäftigt. 
Welche subjektiven Erwartungen an die Welt oder Ambitionen im Leben können Menschen haben? Wie viele Personen braucht es, damit eine Beziehung entsteht und läuft, wie viele, damit sie zu Brüche geht? Und brauchen wir einander überhaupt oder ist die Selbstgenügsamkeit vielleicht doch eine ernstzunehmende Instanz? 

In einer Welt, in der sich Antworten immer rar machen, sind die richtigen Fragen Gold wert. Genau jene Fragen stellt Banshees of Inisherin und maßt sich nicht an, auch nur eine davon zu beantworten. Stattdessen konzentriert sich der Film darauf, den Zuschauer zu unterhalten und ihm den nötigen Raum zu bieten, sich eigene Gedanken zu machen.


3. Close

© Pandora Filmverleih

Arbeitete ich für einen Streamingdienst, auf dem Close zu sehen ist, fiele es mir sicherlich sehr schwer, eine treffende Logline zu verfassen und den Film auf einen Inhalt zu reduzieren. Er ist sehr viel aufeinmal: Er ist ein ganz klein wenig Schuld und Sühne, in einer Sprache bzw. vor allem in Bildern ausgedrückt, die auch ein Kind verstünde. Gleichzeitig bringt er so viel Unschuld mit, dass die Sühne doch nur allein dasteht und auch diese fällt schnell aus der Gleichung, wenn man die Verzweiflung erkennt, die einem als Zuschauer ins Gesicht springt.
In Close geschieht etwas Schreckliches, wofür man niemandem so recht die Schuld zusprechen kann. Und es wird in keiner Sekunde weniger schrecklich. 


2. Sick of Myself

 © MFA+ / Oslo Pictures

Wer sind eigentlich diese Narzissten, von denen inzwischen alle Reden? Ist das Wort etwa Slang für "die Anderen"?

Dieser Film aus Norwegen ist mindestens ein Erlebnis für alle, die sich für die hier behandelte Persönlichkeitsstörung interessieren. Darüber hinaus kann er bei zur Selbstreflexion fähigen Menschen zu der ehrlichen Erkenntnis führen, dass nicht immer gleich alles pathologischer Natur sein muss und man auch mal kleinere Tendenzen an den Tag legen kann. Wieder andere, solche eben, die selbst im Spiegellabyrinth noch zu gerne auf die Anderen zeigen würden, werden in diesen etwa anderthalb Stunden einen Albtraum erleben, den sie mit aller Mühe verschweigen werden. Ja vielleicht sogar ihre Liebsten prügeln, sobald sie sagen: "Hey, lass uns doch mal diesen Film sehen, 'Sick of You'!" 

"Was?!"

"Sick of Me."

"Oh..." (Zum Glück, nur verhört.)

Sick of me entführt durch seine Protagonistin auf eine sehr unangenehme Reise, die man mal angetreten haben sollte.


1. The Whale

 © A24

Zu The Whale gibt es im Wesentlichen zwei Dinge zu sagen:
  1. Er ist großartig.
  2. Er wurde im Vorfeld etwas falsch beschrieben.
Für mein Gefühl wurde bei der Promo des Films viel zu oft die kaputte Beziehung zwischen Vater und Tochter erwähnt, was zumindest in meinem Fall alle Aufmerksamkeit darauf gelenkt hat - zu Beginn. Hätte ich mich darauf fixiert, wäre das natürlich schon sehr präsente Verhältnis zwischen den beiden Figuren in der Umsetzung etwas zu kurz geraten. 
 
In seinem neusten Meisterwerk überzeugt Darren Aronofsky stattdessen mit einem gewaltigen Porträt eines suchtkranken Mannes und der Inszenierung seiner Selbstdestruktivität sowie deren emotionalen Auswirkungen auf ihn selbst und seine Liebsten gleichermaßen.
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Hier noch die Plätze 11 bis 30 als Übersicht:







 








































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